Heute ist Equal Care Day, der Aktionstag macht auf mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Sorge-Arbeit aufmerksam. Hierzu erklärt Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm:
„Unverändert wird der Großteil der Sorge-, Betreuungs- und Pflegearbeit von Frauen erledigt, entweder unbezahlt zu Hause oder schlecht bezahlt in Betreuungs- und Pflegeberufen. 17 Prozent der erwerbstätigen Frauen steigen aus dem Erwerbsleben aus, wenn sie Mütter werden – fast jede Fünfte! Frauen in Bremen arbeiten mehrheitlich Teilzeit. Der Gender Pay Gap liegt in Bremen bei 20 Prozent, der Gender Pension Gap, also die Rentenlücke, sogar bei 46 Prozent. Solange Care-Arbeit ein Armutsrisiko darstellt, wird sich an der unfairen Verteilung zu Lasten von Frauen wenig ändern.
Was brauchen wir: eine stabile und verlässliche Kinderbetreuung, auch in Randzeiten. Sie ist die Grundlage dafür, dass alle Geschlechter gleichberechtigt am Erwerbsleben teilhaben können. Was noch: Erziehungs- und Pflegeberufe müssen attraktiver werden. Hierzu zählt eine Vergütung vom ersten Tag an, Ausbildungskapazitäten müssen deutlich erhöht werden, Ausbildung und Weiterqualifikation müssen auch in Teilzeit möglich sein, Quereinstiege sind ebenso nötig wie Aufstiegsmöglichkeiten für Hilfsberufe in dem Bereich. Die in Politik und Fachkreisen geführten Diskurse über eine Neudefinition von Vollzeitbeschäftigung mit 30 oder 32 Wochenstunden muss in praktische Modelle übergehen, die evaluiert werden. Private Aushandlungsprozesse – wer macht wann was und zu welchem Nutzen – müssen stärker beachtet und begleitet werden, hin zu echter Geschlechtergerechtigkeit.
In Bremen hat der Senat die Landesstrategie Gendergerechtigkeit und Entgeltgleichheit verabschiedet. Viele wichtige Maßnahmen sind darin benannt, die gemeinsam dazu geeignet sind, Frauen bessere Chancen am Arbeitsmarkt zu verschaffen. Eine zentrale Stellschraube hier ist die Gewinnung und Bindung von Erzieher*innen. Die Landesstrategie muss nun umgesetzt werden. Papier ist bekanntlich geduldig. Care-Arbeiter*innen im Privaten wie im Beruflichen sind es lange genug gewesen.“