Zum heutigen Internationalen Aktionstag Frauengesundheit startet auf dem Bremer Freiwilligenportal frauenseiten.bremen.de/herzbeben die Kampagne „Herzbeben? Willste nicht erleben“ mit Videos der Bremerhavener Studentin Pheline Hanke, die mit eindrücklichen Bildern darauf aufmerksam macht, dass auch Frauen oft an Herzkrankheiten erkranken und Infarkte erleiden. Diese werden aber weniger oft erkennt als bei Männern
Auf den frauenseiten wird Pheline Hankes Geschichte erzählt: Ihre jüngere Schwester war vor vier Jahren aufgrund eines genetisch bedingten Herzleidens zusammengebrochen. Vorangehende Symptome waren nicht ernst genommen worden. Bei der dann folgenden Behandlung in Krankenhäusern und Arztpraxen war der Bremerhavener Studentin aufgefallen, wie wenig dort Frauen im Fokus der Behandlung stehen – Herzkrankheiten und vor allem Herzinfarkte gelten immer noch als vorwiegend für Männer gefährlich.
Dabei bekommen Frauen genauso oft Herzinfarkte wie Männer, nur meist etwas später im Leben, im höheren Alter, wenn sie allein oder im Heim leben. Männer hingegen erleiden Infarkte statistisch am meisten „im besten Alter“ mit Anfang 60 – das fällt mehr auf und wird deutlicher wahrgenommen. Und nach einem Bericht der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) ist bei den verbreitetsten Herzkrankheiten die Sterblichkeit von Frauen deutlich höher.
Eine Ursache hierfür liegt möglicherweise genau dort, wo die „Herzbeben“-Kampagne jetzt ansetzt: In der öffentlichen Wahrnehmung hält sich der Glaube, dass Frauen und vor allem auch jüngere Frauen weniger betroffen seien. Aber auch die geläufige Diagnose fußt auf Symptomen, wie sie bei Männern dominiert und hat typisch weibliche Anzeichen wenig im Blick: Denn bei den Symptomen gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die häufigsten Symptome eines Infarktes sind sowohl bei Frauen als auch bei Männern starke Schmerzen sowie ein Druckgefühl in der Brust, meist auf der linken Seite, und Luftnot. Bei Frauen stehen jedoch ebenso oft Symptome an erster Stelle, wie starkes Unwohlsein, Schmerzen in Nacken, Kiefern, Schultern, oberem Rücken oder Bauch sowie Übelkeit, Benommenheit oder starke plötzliche Erschöpfung. Diese werden nicht selten bagatellisiert und nicht als Hinweise auf einen Infarkt verkannt. Mehr Informationen hierzu gibt es bei der Deutschen Herzstiftung.
„Auch wenn es inzwischen ein großes Wissen um geschlechtsspezifische Unterschiede in der Medizin gibt, so gibt es doch immer noch deutliche und für Frauen lebensgefährliche Defizite“, erklärt Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm zum heutigen Tag der Frauengesundheit. „Die Kampagne ‚Herzbeben‘ ist eine großartige Aktion, weil sie aufrüttelt und den Blick richtet auf eine eklatante Lücke in unserem Gesundheitssystem. Sie wird ganz sicher einen Beitrag dazu leisten, dass es hier künftig ein anderes Bewusstsein gibt. Weitere Forschung in diesem Bereich ist dringend nötig, und hierfür setzen wir uns ein.“