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Der Mann als Norm schadet der Frauengesundheit

Landesfrauenbeauftragte zum Internationaler Tag der Frauengesundheit

Drei männliche Schaufensterpuppen ohne Köpfe vor blauem Hintergrund

Zum 28. Mai, dem Internationalen Tag der Frauengesundheit, sagt die Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm: „Viele Menschen denken bei Frauengesundheit beispielsweise an Schwangerschaft, Brustkrebs oder Endometriose. Doch es greift viel zu kurz, sie auf die sogenannten Frauenkrankheiten oder auf die Bereiche Schwangerschaft und Geburt zu reduzieren. Vielmehr muss die Medizin die Gesundheit von Frauen als Ganzes in den Blick nehmen und die Unterschiede zwischen den Geschlechtern stärker berücksichtigen. So erkranken Frauen deutlich häufiger als Männer an Alzheimer und Diabetes führt bei ihnen zu einem höheren Risiko eine Nieren-Schädigung zu erleiden. Zudem sind zwei Drittel der von Long Covid betroffenen Personen weiblich. Die Ursachen für die Unterschiede sind vielfältig, häufig komplex und der Forschung nicht immer bekannt. Wir wissen bisher, dass sie zum einen mit der Genetik und den Hormonen und zum anderen mit den Geschlechterrollen und den damit verbundenen Lebensstilen zusammenhängen.

Um den bestehenden Unterschieden gerecht zu werden, darf der Mann in der Medizin nicht länger die Norm bleiben. Jahrzehntelang fanden klinische Studien ausschließlich an Männern statt. In der Konsequenz wurden Medikamente sowie Behandlungen auf sie zugeschnitten und auf Frauen eins-zu-eins übertragen. Viele Krankheiten wirken sich jedoch unterschiedlich auf Männer und Frauen aus und können unterschiedliche Symptome hervorrufen. Entsprechend müssen Diagnosen und Behandlungsmethoden gendersensibel sein. Ein Umdenken erfolgt bisher nur langsam: Obwohl die häufigste Todesursache für Frauen in Deutschland Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind, gelten sie weiterhin als typisch männliche Erkrankungen. Mit schweren gesundheitlichen Folgen für die Frauen: bei ihnen werden Herzinfarkte häufiger verkannt.

Gendermedizin bei Ausbildung, Studium und Forschung stärken

Es ist die sogenannte Gendermedizin, die dafür sorgt, dass geschlechtsspezifische Unterschiede bei Studien, Diagnosen und Therapien besser berücksichtigt werden. Ab dem Jahr 2025 soll sie endlich in den Lehrplänen des Medizinstudiums verankert werden. Nur so kann erreicht werden, dass Ärztinnen und Ärzte zukünftig geschlechtersensible Diagnosen treffen und entsprechende Behandlungen anbieten. Doch auch die Ausbildungsgänge anderer Gesundheitsberufe, wie beispielsweise für Pflegekräfte, müssen nachziehen. Bereits ausgebildetes Personal im Pflege- und Gesundheitsbereich sollte zudem Fort- und Weiterbildungsangebote im Bereich der Gendermedizin bekommen.
Damit die Frau zukünftig in der Medizin genauso selbstverständlich zur Norm wird, wie der Mann, müssen außerdem die Qualitätskriterien für die Forschung angepasst werden: Nur Forschungsvorhaben, die die Geschlechter explizit berücksichtigen, sollten in Deutschland öffentliche Fördergelder bekommen.