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Mit uns müsst ihr rechnen!

Erklärung der Bremer Mädchen*- und Frauen*-Einrichtungen

Schwarzer Schriftzug auf gelbem Grund: Mit uns müsst ihr rechnen
20 Mädchen*- und Frauen*-Einrichtungen haben sich zusammengeschlossen.

Wir, die Mädchen*- und Frauen*-Einrichtungen im Land Bremen, sind Stützpfeiler der Gesellschaft. Mit unserer Arbeit stärken wir Mädchen* und Frauen* ihre Interessen zu vertreten und an der Gesellschaft aktiv teilzuhaben. Wir sorgen dafür, dass Mädchen und Frauen Schutz vor Gewalt finden, dass sie Zugänge zu Bildung,zum Arbeitsmarkt und zur Wirtschaft bekommen, dass sie passende Gesundheits- und Kulturangebote finden. Wir verbessern so die Arbeits- und Lebensqualität von Mädchen* und Frauen* in Bremen und Bremerhaven. Wir unterstützen Mädchen* und Frauen*, ihre Rechte wahrzunehmen und unsere Gesellschaft mit zu gestalten. So stärken wir Geschlechtergerechtigkeit und damit die Demokratie im Land Bremen.

Ohne unsere Arbeit sähe Bremen deutlich anders aus.

Wir leisten diese Arbeit seit Jahrzehnten. Wir tun dies bei zum Teil niedrigsten Gehältern. Tarifsteigerungen gehen an vielen von uns vorbei. Wir beantragen Projekt um Projekt, werben in hohem Anteil Spenden sowie Drittmittel ein und sichern so Regelaufgaben. Wir warten auf Bescheide und lassen uns auf verschiedenste, oft befristete Finanzierungsmodelle ein. All das haben wir bislang hingenommen, um unsere Arbeit für das Gemeinwesen verlässlich tun zu können.

Nun gibt es die Chance für Veränderung. Wir appellieren an die neue Regierung des Landes Bremen diese Chance wahrzunehmen. Wir fordern die neue Regierung des Landes Bremen auf, unsere Leistung anzuerkennen – und jetzt zu handeln!

Wir fordern:

  • Die gesicherte, ausreichende und bedarfsgerechte Finanzierung der Einrichtungen, die die Teilhabe von Mädchen* und Frauen* ermöglichen, ihnen Qualifizierung, Beratung und Schutz bieten. Künftige Kostensteigerungen und Tariferhöhungen sind zu berücksichtigen, und zwar automatisch dann, wenn sie anstehen – und nicht wie bisher zeitverzögert, auf Nachfrage oder gar nicht.
  • Ein Gesamtkonzept für die Mädchen*- und Frauen*arbeit im Land Bremen, das ökonomische Teilhabe, gesellschaftliche Zugänge, Empowerment und den Schutz vor Gewalt aller Mädchen* und Frauen* als Ziel formuliert und Wege dahin aufzeigt. Bei der Entwicklung dieses Konzeptes müssen die Expert*innen der Mädchen*- und Frauen*-Einrichtungen beteiligt werden.
  • Das Schließen von Lücken: Dort wo Bedarfe identifiziert werden und Unterstützung fehlt, müssen Angebote verstärkt, erweitert oder neu geschaffen werden. Hierbei sind bestehende Einrichtungen zu berücksichtigen – und auch hierfür gilt es, eine verlässliche und ausreichende Finanzierung bereit zu stellen.

Mit uns müsst ihr rechnen: Der Wert unserer Arbeit für Bremen und Bremerhaven muss jetzt anerkannt und ausreichend berücksichtigt werden , wenn es um die Zukunft unseres Bundeslandes geht!

Wozu braucht Bremen uns?

Frauen*-Einrichtungen im Bereich Arbeitsmarkt und Wirtschaft

Um eine angemessene Beteiligung von Frauen am Arbeits- und Wirtschaftsleben zu erwirken und Altersarmut zu vermeiden, bedarf es in Bremen und Bremerhaven geschlechtssensibler, frauenspezifischer Beratungs-, Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebote sowie Unterstützung und Begleitung bei Selbstständigkeit. Alle Frauen*einrichtungen für den Bereich Arbeitsmarkt-Integration, Qualifikation und Existenzgründung sind befristet finanziert, zum Teil seit Jahrzehnten.

Mädchen*- und Frauen*-Einrichtungen im Bereich Gesundheit

Mädchen* und Frauen* brauchen spezifische Gesundheitsangebote. Kern der Beratungs- und Behandlungsangebote für Mädchen und Frauen in Bremen ist das Recht auf Selbstbestimmung. Im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung verzeichnen die Einrichtungen steigenden Bedarf – mit ihrer Arbeit in diesem Bereich betreiben Mädchen*- und Frauen*- Einrichtungen aktiv Gesundheitsfürsorge und ersparen dem Land hohe Folgekosten. Die Einrichtungen müssen Spenden und Bußgelder akquirieren und jährlich zusätzliche Anträge für gesundheitsfördernde Angebote stellen entsprechend den hohen Bedarfen die gleichwohl nur teilweise gedeckt werden können.

Mädchen*- und Frauen*-Einrichtungen im Bereich Gewalt

Schutz vor Gewalt ist ein Menschenrecht. Die Istanbul-Konvention verpflichtet Bund, Länder und Kommunen zu weitreichenden Maßnahmen, um Mädchen, Frauen und ihre Kinder vor Gewalt zu schützen und Prävention zu leisten. Die Frauenhäuser in Bremen und Bremerhaven müssen schutzsuchenden Frauen offenstehen, egal aus welchem Bundesland sie kommen. Ausreichend Plätze und Beratungskapazitäten müssen bedarfsgerecht verlässlich zur Verfügung stehen. Hier ist eine bundeseinheitliche Regelung unabdingbar, für die sich Bremen einsetzen muss.

Betroffene sexualisierter Gewalt brauchen Zugang zu vielfältigen Formen der Unterstützung. Die Fachberatungsstellen erfüllen hier mit ihrer Expertise eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Die Beratungsstellen müssen einen großen Teil ihres Budgets durch Spenden und Drittmittelprojekte einwerben. Diese Kapazitäten fehlen – umso mehr, als der Bedarf an Beratung deutlich zunimmt.

Mädchen*- und Frauen*- Einrichtungen im Bereich Kultur und Bildung

Die Einrichtungen arbeiten für mehr Chancen und gesellschaftliche Teilhabe für Frauen in den Bereichen Kultur und Bildung. Geschlechtergerechtigkeit im Kulturbereich ist noch lange nicht erreicht. Deshalb bedarf es der Sichtbarmachung von Kreativschaffenden auf vielfältige Weise. Sie benötigen Ausstellungsorte, Anlaufstellen zur beruflichen Qualifizierung und Vorbilder. Bremen braucht eine nachhaltige Dokumentation von Frauengeschichte und -bewegung, um die Sichtbarkeit von Leistungen und Aktivitäten von Frauen aufzuzeigen. Diese einmaligen Materialien, Sammlungen und Nachlässe sind zu Studien- wie Forschungszwecken unabdingbar, um die Lücken in der Geschichtsschreibung zu schließen. Im Zeitalter der Digitalisierung bedarf es hier zusätzlicher Ressourcen.Kulturrelle Identität sorgt für ein Miteinander in der Gesellschaft und ermöglicht Integration. Die Einrichtungen finanzieren einen Großteil ihrer Arbeit durch Spenden, Projektgelder und, Drittmittel, die stets aufs Neue eingeworben werden müssen.

Einrichtungen im Bereich Mädchen*arbeit

Die Einrichtungen der Mädchen*arbeit im Land Bremen arbeiten seit 30 Jahren daran, strukturelle Benachteiligung und geschlechtsspezifische Rollenzuweisungen zu verändern. Sie unterhalten Anlauf- und Beratungsstellen für Mädchen* und junge Frauen in Notsituationen, sind mit offenen Angeboten in den Stadtteilen präsent und bieten so Anlaufstellen für alle Mädchen im Land Bremen. Sie arbeiten mit befristeten und sich ändernden Finanzierungen. Wichtige Bedarfe wie eine Beratung bei Essstörungen oder Sprachmittlung sind ungedeckt.

Der Bremer Frauenausschuss als Dachverband der Frauenverbände

Der Bremer Frauenausschuss e.V. (bfa) ist der Landesfrauenrat des Bundeslandes Bremen und vertritt die spezifischen Interessen der Frauen aus Bremen und Bremerhaven in der jährlich stattfindenden Bundeskonferenz der Landesfrauenräte. Als Dachverband von aktuell 39 bremischen Frauenverbänden und Frauengruppen gemischter Verbände ist der bfa überparteilich und überkonfessionell und vertritt etwa 230.000 Frauen im Land Bremen. Die Arbeit des bfa ist über Spenden und geringe öffentliche Mittel finanziert.

Die Unterzeichner*innen:

Autonomes Frauenhaus
AWO Frauenhaus
AWO Mädchen*treff Lilas Pause
belladonna – Kultur, Bildung und Wirtschaft für Frauen e.V.
Bremer Frauenausschuss e.V./Landesfrauenrat
Bremer Frauenmuseum e.V.
Cara Beratung zu Schwangerschaft und Pränataldiagnostik
FAW Frauen in Arbeit und Wirtschaft e.V.
Frauengesundheit in Tenever
Mädchenhaus Bremen e.V.
Mütterzentrum Blockdiek e.V.
Mütter- und Familienzentrum Huchting e.V.
Mütterzentrum Tenever e.V.
Mütterzentrum Vahr e.V.
Neue Wege
Nitribitt e.V.
notruf – Psychologische Beratung bei sexueller Gewalt
pro familia Landesverband Bremen
Schattenriss Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen e.V.
afz Frauenberatungsprojekte ZiB – Zukunft im Beruf

Die Erklärung wird unterstützt vom Wohnheim für traumatisierte Flüchtlingsfrauen Walle des Caritas-Verbandes.