Frauen haben es schwer am Bremer Arbeitsmarkt – der Unterschied der Bezahlung von Männern und Frauen ist in Bremen so groß, die Erwerbsbeteiligung von Frauen so niedrig wie in keinem anderen Bundesland. 2022 waren Bremen nur 67,8 Prozent der Frauen erwerbstätig. Zudem sind überdurchschnittlich viele Frauen in Teilzeit oder unterhalb ihrer eigentlichen Qualifikation beschäftigt. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Frauen beträgt im Land Bremen 31,6 Stunden, sozialversichert beschäftigte Männer arbeiten 36,1 Stunden. 73,7 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten im Land Bremen sind Frauen.
Im Land Bremen gibt es zudem zwei zielgruppenspezifische Besonderheiten: Im Vergleich zu anderen Bundesländern lebt hier ein hoher Anteil an Frauen mit Migrations- und Fluchtbiografie sowie an alleinerziehenden Frauen. Alleinerziehende tragen eine höhere Belastung bei der Kinderbetreuung und haben es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer. Die Erwerbsbeteiligung bei migrantischen und geflüchteten Frauen liegt im Land Bremen laut Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) bis zu 20 Prozentpunkte unter der von Frauen ohne Migrations- und Fluchtbiografie.
Die ZGF nimmt diese beiden Zielgruppen bei ihrer Arbeit besonders in den Blick. Sie setzt sich ein für eine geschlechtergerechte Arbeitswelt im Land Bremen, in der Frauen vollzeitnah und ihrer Qualifikation entsprechend arbeiten können und dafür so bezahlt werden wie ihre männlichen Kollegen. Sie hat mitgewirkt an der im Jahr 2022 vom Senat beschlossenen Landesstrategie Gendergerechtigkeit und Entgeltgleichheit und wird die Umsetzung der darin festgeschriebenen Maßnahmen engmaschig unterstützen, begleiten und darauf achten, dass die Angebote die jeweiligen Zielgruppen erreichen.
Damit Frauen bessere Zugänge zu hochqualifizierten Jobs bekommen, müssen gezielte Förderprogramme aufgesetzt werden – für Frauen, die unterhalb ihrer eigentlichen Qualifikation beschäftigt sind, die aufgrund von Erziehungs- und Pflegezeiten vorübergehend aus dem Beruf ausgestiegen sind, die unfreiwillig in Teilzeit arbeiten oder die Führungspositionen anstreben.
Neben der Förderung von Wiedereinstiegs- und Aufstiegsqualifizierung muss das Land Bremen auch spezielle Anreize für kleine und mittelständische Unternehmen schaffen, damit sich diese für eine geschlechtergerechte Unternehmenskultur und Entgeltgleichheit engagieren.
Fehlende Kita-Plätze und unflexible Betreuungszeiten sind eine der Hauptursachen dafür, dass in Bremen vergleichsweise wenige Frauen erwerbstätig sind. Um die Erwerbstätigkeit von Frauen zu stärken muss also die Kinderbetreuung qualitativ und verlässlich auch in den Randzeiten ausgebaut und gesichert werden. Dazu gehören auch Übergangsangebote in Form von mobiler und flexibler Kinderbeaufsichtigung.
Gleichzeitig müssen Maßnahmen ergriffen werden, um dem Fachkräftemangel im Erzieher*innenbereich entgegenzuwirken. Dazu gehören der Ausbau der praxisintegrierten Ausbildung für Erzieher*innen (PIA) und darüber hinaus eine Vergütung der schulischen Ausbildungswege sowie eine weitere Förderung von Quereinstiegen in den Erzieher*innenberuf.
Bessere Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie müssen gleichermaßen auch Unternehmen schaffen, etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle und eine gleichstellungsorientierte Unternehmenskultur. Hierbei geht es beispielsweise um eine höhere Akzeptanz von Vätern in Eltern- und Teilzeit sowie darum, Mitarbeitende, die sich in Elternzeit befinden, bei Qualifizierung und Mitbestimmung weiterhin zu berücksichtigen.
Junge Frauen sollten frühzeitig für das Thema „finanzielle Unabhängigkeit“ sensibilisiert werden. Programme für eine klischeefreie und gleichstellungsorientierte Berufsorientierung, wie das Projekt Be oK, sollten daher nicht nur punktuell, sondern systematisch verankert werden.